Bonner Begegnungen: Zu Besuch beim UN-Weltklimasekretariat

UN-Klimaexperten: Effektive Kommunikation

Wer sich für die Arbeit des Weltklimasekretariats interessiert und den direkten Austausch vor Ort sucht, kommt ohne gründliche Durchleuchtung nicht ans Ziel. So erging es auch den 20 Journalistinnen und Journalisten, die auf Einladung der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) Mitte April der Stabsstelle Kommunikation einen Besuch abstatteten. Pressechef Nick Nuttall freute sich über das Interesse der Gäste an der mit über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größten Bonner UN-Einrichtung.

Der gebürtige Brite und ehemalige Umwelt-Korrespondent der Londoner Times hatte zuletzt zwölf Jahre dem ehemaligen Direktor des UN-Umweltprogramms, Ex-Umweltminister Klaus Töpfer in Pressefragen zur Seite gestanden. Von Nairobi zog es Nuttall 2013 schließlich nach Bonn – zum Weltklimasekretariat am Rheinufer.

Im strahlend weißen Bau der ehemaligen Bundestagsverwaltung geht es heute um Klimaschutzziele. Eine Herkulesaufgabe, wie Nuttall anlässlich der „Bonner Begegnung“, einer Reihe der BJV, deutlich machte. Immerhin gilt es, verbindliche Klimaziele für alle 195 Mitgliedsstaaten der UNO-Klimarahmenkonvention zu verabschieden. Die Vorbereitungen für die jährliche Mammut-Konferenz (2015 in Paris, 2016 in Marrakesch) nehmen einen Großteil der Arbeit des UN-Sekretariats ein. Und damit der 20-köpfigen Stabsstelle Kommunikation, die die internationalen Konferenzen medienwirksam begleitet.

Zuletzt in Paris, wo es galt, die knapp 200 UN-Staaten auf einen Minimalkonsens zu verpflichten. Schließlich drängt die Zeit: Sollte es nicht gelingen, die Erderwärmung bis 2020 auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, drohen verheerende Folgen, prognostizieren Experten.

Nick Nuttall erinnerte an die 45.000 Teilnehmer aus aller Welt, die sich zuletzt an der Seine getroffen hatten – plus 7.000 Journalisten, die über den Klimagipfel berichteten. „Wir konnten bei weitem nicht alle Akkreditierungswünsche berücksichtigen. Das Interesse am Klimaschutz lässt zum Glück nicht nach. „Das bedeutet auch: Wir müssen liefern“, so Nuttall. Neue Erkenntnisse, neue Analysen und Zahlen. Dabei scheint sich ein Teil der Staatengemeinschaft lieber auf Lippenbekenntnisse denn auf weitreichende und vor allem wirksame Taten zu verständigen. Ob führende Industrienationen wie USA oder China, der Ausstoß an gefährlichen Emissionen ist zwar evident, aber auch ungebrochen.

Für UN-Experten wie Nuttall ein ständiger Balanceakt auf glattem Parkett. Diplomatisches Geschick ist gefordert, ob bei den Vorbereitungen der nächsten Weltklimakonferenz oder der Bereitstellung aktueller Daten aus aller Welt. Schließlich geht es auch um viel Geld. Maßnahmen zum Klimaschutz haben ihren Preis. Vor allem für kleinere Länder ein enormer Kraftakt. Burkina Faso oder Bangladesch mangelt es schließlich nicht an der Einsicht in die Notwendigkeit des Klimaschutzes.

Nuttall und sein Team ziehen behutsam alle Register der Medienarbeit. „Viele Länder können von Deutschland lernen. Ob Energiewende oder innovativer Umweltschutz: An positiven Beispielen mangelt es nicht“, so der Pressechef vor der BJV-Runde. Die Kommunikation sorge täglich für einen effektiven Wissenstransfer, der international seinen Niederschlag finde. So habe sein Team maßgeblich den Internet-Auftritt seiner Abteilung ausgebaut und in den Auftritt via Soziale Medien investiert. Letztlich stellten Journalisten, etwa In Kolumbien, Nigeria und Deutschland die gleichen Fragen: Was können wir für den Klimaschutz tun? Wer ist Vorreiter, in welcher Form? Warum ziehen manche Länder nicht stärker mit, wenn es um eine nachhaltige Umweltpolitik geht? „Es gibt durchaus in vielen Ländern positive Entwicklungen, die Mut machen“, so Nuttall. Ihm liege mehr an einer positiven Atmosphäre statt an Horrorszenarien. „Wir können kein Land zu seinem Glück zwingen!“ Es werde immer wieder „Schlaglöcher und Enttäuschungen“ geben. Paris habe in der Tat Mut gemacht, für ihn „eine Wende im Klimaschutz“. Nuttall sprach von einem „phantastischen Ergebnis“, die Journalistinnen und Journalisten der BJV wollten ihren Ohren kaum trauen. Ein nahezu euphorischer Brite, der weit davon entfernt schien, seinen Gästen in der UN-Stadt Sand in die Augen zu streuen.

Steffen Heinze (Beisitzer)

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