Bonner Begegnungen: Zeitzeugen-Gespräch mit dem Shoah-Überlebenden Leslie Schwartz

Zwanzig Journalistinnen und Journalisten aus Bonn und Köln lauschten am 27. Juli 2016 gebannt in der Deutschen Welle in Bonn den Geschichten von Leslie Schwartz, 86-jähriger Überlebender des Holocausts. Der 1930 als Laszlo Schwartz in Ungarn geborene Druckereimanager geriet 1944 in die Todesmaschinerie der Nazis, kam erst nach Auschwitz und bald nach Dachau. Mehrmals hatte er „Glück“, so sagte er; wie er schilderte mit welcher Mischung aus Chuzpe und Fügung er damals als 14-, 15-jähriger Jugendlicher nie aufgab, egal in welcher Lage er war, hinterließ auch die gestandenen Journalistinnen und Journalisten erst einmal weitgehend sprachlos.

Schwartz ging nach der Befreiung zu Verwandten in den USA und lebt dort heute mit seiner deutschen Frau Annette, vor allem in New York. Spät erst begann er über seine Erlebnisse zu berichten. Seit der Erstveröffentlichung seiner Memoiren 2007 in Dänemark reist er nach Europa, seit 2010 auch nach Deutschland, und versucht dort vor allem die jungen Menschen an Schulen und in Universitäten zu erreichen. „Mehr als 1000 Schulen“ habe er schon besucht. Auch in seiner alten Heimat Ungarn ist er seit kurzem aktiv, weshalb es sich der ungarische Generalkonsul in Düsseldorf, Balázs Szegner, nicht nehmen ließ, an diesem Abend nach Bonn zu kommen.

Wer Schwartz zuhört, erlebt einen Redner, der mit Ruhe und Humor, gepaart mit Detailreichtum, seine Geschichte schildert. Keiner, der beständig mahnt, einer der einfach will – und das auch erreicht – dass man ihm zuhört. Mit Medien weiß er umzugehen. Auch an Filmen ist er beteiligt. Für den Dokumentarfilm „Der Mühldorfer Todeszug - Begegnungen gegen das Vergessen“, gedreht vom Bayerischen Rundfunk, ist seine Autobiografie die Grundlage. Derzeit greift Schwartz zufolge Drehbuchautor Dan Gordon seine Geschichte auf – für einen Film über junge Muslime in Europa und dem Nahen Osten; Schwartz‘ Erlebnisse als junger Mann im Holocaust werden gegen deren heutiges Schicksal gestellt. Ein Holocoaustfilm werde dies aber nicht, so Schwartz.

Stephan W. Eder

Zurück