Bonner Begegnungen: Die DW Akademie

Anschauliche Fortbildung über Fortbildung

Wenn er über seine Arbeit berichtet, kommt Christian Gramsch schnell auf den Punkt. Der Direktor der DW Akademie, Deutschlands führender Organisation für internationale Medienentwicklung in Bonn unter dem Dach der Deutschen Welle, veranschaulichte bei der ersten „Bonner Begegnung“ der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) im neuen Jahr gleich mehrfach an aktuellen Beispielen, welchen Stellenwert sich seine Einrichtung in vielen Ländern der Erde geschaffen hat - und warum.

Für die meisten Gäste war die DW Akademie bislang ein unbeschriebenes Blatt. Der BJV-Blick hinter die Kulissen ließ an diesem Abend keine Zweifel: Die Einrichtung der Deutschen Welle, überwiegend finanziert aus Mitteln des Bundesentwicklungsministeriums, ist ein unscheinbares Juwel in der deutschen Medienlandschaft. Und über die Grenzen Bonns hinaus nur wenigen Journalisten wirklich ein Begriff.

„Sieben von acht Menschen in aller Welt kennen keine Informations- und Pressefreiheit“, machte der Direktor der DW Akademie eingangs deutlich. Umso mehr komme es darauf an, die Entwicklung freier, transparenter Mediensysteme, journalistische Qualität und Medienkompetenz über die Grenzen Europas hinaus zu fördern. Gramsch zu einem Kernelement seiner Arbeit: „Wir helfen beim Wiederaufbau von Medien nach Krisen und Konflikten und tragen international zur professionellen Ausbildung Medienschaffender bei.“

Beispiel: das Flüchtlingslager Vahdat in der Nähe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Zwölf junge Journalisten aus Afghanistan und Tadschikistan besuchten Anfang November zusammen mit der Akademie die Einrichtung, sprachen mit Bewohnern über Flucht und Migration – im Rahmen des Seminars „Mobile Reporting“. Es entstanden beispielhafte Videos und Beiträge, der Austausch regte zudem zu Perspektivwechsel und Annäherung an.

Ein weiteres Beispiel: Guatemala. Viele Bewohner sind vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg traumatisiert. Opfer leiden, weil sie kein Gehör finden. Ein Medien-Projekt der DW Akademie will das ändern und setzt dabei auf Journalisten und Aktivisten. Gramsch: „Es braucht eine neue Erinnerungskultur – und den Zugang zu Informationen über die bewaffneten Konflikte der Vergangenheit. Doch wie gibt man Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme?“ Lokaljournalisten und Menschenrechtsaktivisten nähmen hier eine besondere Rolle ein.

Während der munteren Gesprächsrunde bei der DW verwies Christian Gramsch auf weitere Aufgaben seines Hauses. So bilde die Akademie den journalistischen Nachwuchs der Deutschen Welle aus. Der Masterstudiengang International Media Studies verknüpfe die Disziplinen Medien und Entwicklung, Journalismus, Kommunikationswissenschaften und Medienmanagement.

Darüber hinaus „bieten wir Kunden aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ein breites Spektrum an Medientrainings. Die Bildungsprogramme zum Deutschlernen ergänzen die journalistischen Angebote.“

Steffen Heinze (Beisitzer der BJV)

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