Bonner Begegnungen: Hintergrundgespräch mit Nike Wagner (Bonner Beethovenfest)

Nike Wagner mag Ironie und Satire. Die Musik- und Theaterwissenschaftlerin und seit 2014 Intendantin des Beethovenfestes promovierte einst über den Journalisten Karl Kraus, ihrer Ansicht nach „einer der größten Satiriker der deutschsprachigen Welt“. Nike Wagner mag es auch humorvoll, und das machte diese Ausgabe der „Bonner Begegnungen“ in der Deutschen Welle so angenehm.

Ein gutes Dutzend DJV-Mitglieder erlebte ein gut gelauntes und informatives Gespräch über Wagner, Beethoven und Liszt, einen Ausflug in die Musikgeschichte und Meinungen zu Konzerträumen und unterschiedlichen Interpretationen von Musik.

Knapp 60 Veranstaltungen umfasst das Beethovenfest in diesem Jahr. Gleichzeitig laufen die Planungen, Kalkulationen und Künstler-Verpflichtungen für die kommenden Jahre. Dies alles bewerkstelligt die Intendantin und Ur-Enkelin von Richard Wagner mit einem Stamm von nur 15 Mitarbeitern – der aber während der Festival-Saison durch eine ganze Reihe von Künstlerbetreuern, Fahrern, Programmverkäufern und Kartenabreißern auf ein Vielfaches wächst.

Natürlich kam Moderator Steffen Heinze (Deutsche Welle) auch auf die Spielstätten-Knappheit in Bonn zu sprechen: Kein Festspielhaus, derzeit nicht einmal eine Beethovenhalle… Die Rahmenbedingungen könnten besser sein. Was die Intendantin bewogen habe, auf die so genannte Kleine Beethovenhalle nach Muffendorf auszuweichen, fragt eine DJV-Kollegin. „Die pure Not“, lautet die Antwort.

Keine Ironie, keine Satire: Die räumliche Situation für ein Festival in Bonn ist bescheiden, doch Wagner stellte sich tapfer den Fragen zu diesem Thema. Verzweiflung? Aufgeben? Fehlanzeige! Nike Wagner schaut optimistisch und mit Begeisterung nach vorne.

Unter anderem auf das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020. Dies sei „eine Riesen-Chance für die hiesigen Beethoven-Institutionen“. Diese Chance müssten Stadt, Region und Institutionen nutzen. „Es gibt ja keine andere deutsche Beethoven-Stadt“, betont Wagner. Nicht einmal in Deutschland wüssten alle, dass Ludwig van Beethoven in Bonn geboren wurde. Als Teil der „Wiener Klassik“ sei Beethoven in der öffentlichen Wahrnehmung in Wien angesiedelt. Es besteht also bald 250 Jahre nach dem Geburtstag des Komponisten noch Aufklärungsbedarf.

Auf die Frage, ob sie sich nicht mehr internationale Gäste wünsche, bleibt die Intendantin pragmatisch: „Ich bin vollkommen zufrieden mit dem Standing des Beethovenfestes.“ Mit dem weltweiten Renommee der Bayreuther Festspiele dürfe man das nicht vergleichen. „Ein Haus, in dem nur Wagner gespielt wird, das war schon ein Alleinstellungsmerkmal, als es den Begriff noch gar nicht gab.“ Aus heutiger Sicht habe man damals „nach den neuesten marketing-technischen Gesichtspunkten gearbeitet“.

Wie das Motto eines Beethovenfestes zustande komme, wollten einige Kollegen wissen. Wagners etwas romantisch anmutende Antwort: „Da legt man sich auf eine Wiese und wartet, bis die Idee kommt“. Und von diesen Ideen gibt es eine Menge. „Schicksal“ lautet das Motto des diesjährigen Festivals (31. August bis 23. September), „Mondschein“ wird es 2019 heißen. Und auch für das Jubiläumsjahr 2020 hat sie schon ein Motto im Kopf. Aber das wird hier noch nicht verraten.

Claudius Kroker

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