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  • 2019 - Juni - 24. - Bonner Begegnungen: Werbeagentur für die Demokratie – Zu Gast bei der Bundeszentrale für politische Bildung

Bonner Begegnungen: Werbeagentur für die Demokratie – Zu Gast bei der Bundeszentrale für politische Bildung

Anke Vehmeier (Lokaljournalistenprogramm), Daniel Kraft (Pressesprecher). Foto: Erhard Schoppert-Moering
Anke Vehmeier (Lokaljournalistenprogramm), Daniel Kraft (Pressesprecher).
Foto: Erhard Schoppert-Moering

Verständnis für politische Sachverhalte fördern, so lautet eine Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bonn. Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Bonner Begegnungen“ besuchte die Bonner Journalistenvereinigung (BJV) die Institution in der Adenauerallee 86, die sich selbst als „Werbeagentur für die Demokratie“ versteht.

Bereits 1952 wurde die Bundeszentrale für politische Bildung gegründet. Unter dem Namen „Bundeszentrale für Heimatdienst“ sollte sie damals den demokratischen Gedanken in der Bevölkerung verankern. Das gilt auch noch heute. Rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind in der Bundesbehörde mit Hauptsitz in Bonn und einer Außenstelle in Berlin beschäftigt. Für die zahlreichen Veranstaltungen, Publikationen, Multimedia-Produkte und Studienreisen nach Israel sowie Mittel-Osteuropa stehen der zum Innenministerium gehörigen bpb in diesem Jahr rund 50 Millionen Euro zur Verfügung.

Ein populäres Angebot ist der seit 17 Jahren im Einsatz stehende Wahl-O-Mat. Mit ihm geriet die bpb kurz vor der diesjährigen Europa-Wahl ungewollt in die bundesweiten Schlagzeilen. Eine kleine der insgesamt 41 zur Wahl stehenden Parteien fühlte sich wegen Nicht-Berücksichtigung diskriminiert. Das Kölner Verwaltungsgericht gab der Partei recht, und „wir steckten in einem Dilemma“, so bpb-Pressesprecher Daniel Kraft. Der Wahl-O-Mat, der bis dahin für seine vorwiegend jungen Nutzer die Aussagen von maximal acht Parteien verglich, musste ein paar Tage offline geschaltet werden. Doch es gab einen Vergleich. Bei künftigen Wahlen kommen nun alle Parteien zum Zuge.

Dieser Vorfall habe gezeigt, wie wichtig momentan das „Miteinander reden“ und die Kommunikation allgemein sei. Das wird auch im seit 40 Jahren bestehenden Lokaljournalistenprogramm deutlich, über das Anke Vehmeier Auskunft gab. Mit dieser „Weiterbildung“ soll aktiver und qualifizierter Lokaljournalismus unterstützt werden. Denn „je besser der Lokaljournalismus ist, desto besser sind die Menschen informiert und desto besser funktioniert die Demokratie“, so Vehmeier. Kernstück ist das Magazin „Drehscheibe“, ein Art Pressedienst für Lokalredaktionen (www.drehscheibe.org). Redakteurinnen und Redakteure aus ganz Deutschland zeigen darin gelungene Beispiele aus der Praxis auf, machen Vorschläge zur Themenfindung und deren Umsetzung.

Doch nicht nur Journalisten und Journalistinnen gehören zur Zielgruppe der bpb-Arbeit, auch andere Berufsbereiche wie Lehrer und Lehrerinnen oder Fundraiser, werden angesprochen. Das wird bei den beliebten Studienreisen nach Israel deutlich, die bereits seit 50 Jahren stattfinden. Obwohl die Hälfte der Reisekosten selbst gezahlt werden muss, kommen auf 21 Plätze gut 120 Bewerbungen. Wichtig ist der bpb, dass das Erlebte weitergegeben wird, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen noch im Berufsleben stehen. „Wir setzen auf Multiplikatoren“, erklären Daniel Kraft und Anke Vehmeier. Denn geboten würden Begegnungen und Gespräche, die in ihrer Vielfältigkeit einmalig seien. Dabei gehe es nicht darum, Partei für das Land zu ergreifen, sondern zu verstehen, was in der dortigen „extrem kontroversen Gesellschaft“ passiere.

Wahl-O-Mat, Lokaljournalistenprogramm und Studienreisen sind nur drei Bereiche aus einer immensen Fülle von Leistungen, die die Bundeszentrale für politische Bildung interessierten Bürgern und Bürgerinnen anbietet. Ein Auge wird dabei ebenfalls auf Kinder und Jugendliche geworfen, bei denen u.a. mit Internet-Angeboten die Lust auf politisches Engagement geweckt werden soll. Auch Migranten und Migrantinnen spielen eine Rolle. Für sie gibt es z.B. das Grundgesetz in mehreren Sprachen. Erwähnt wurde ebenfalls die Zusammenarbeit mit einer jungen Influencerin, die die Begriffswelten des Islam auf Youtube erklärte. Und auch Bonner Projekte sollen künftig mehr Gewicht erhalten. Mit der Entwicklung einer Führung auf den kolonialen Spuren der Stadt wurde damit vor zwei Jahren anlässlich des 65. Bestehens der bpb unter dem Motto „Born in Bonn“ (Geboren in Bonn) begonnen.

Monika Freitag-Doering

Fotos: Erhard Schoppert-Moering.

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