Bonner Begegnungen: WetterOnline: "Die Warnungen waren da"

Björn Goldhausen, Pressesprecher WetterOnline
Björn Goldhausen, Pressesprecher WetterOnline
Screenshot: Lambert-Sebastian Gerstmeier

Ein Rekord-Hoch verzeichnete in diesem Sommer das Bonner Unternehmen „Wetteronline“. 778 Millionen Mal wurde dessen Webseite im Juli weltweit aufgerufen. Pressesprecher Björn Goldhausen war in entsprechend guter Laune, als er im Rahmen der „Bonner Begegnungen“ den Kolleginnen und Kollegen der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) per Zoom Rede und Antwort stand.

Es begann 1996 mit einer Idee des heutigen Geschäftsführers und Meteorologen Dr. Joachim Klaßen, der vor 25 Jahren zusammen mit einem Kommilitonen das Wetter online stellte. Zu der Zeit steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Gemeinsam mit dem schnell wachsenden „World Wide Web“ ging es auch mit „Wetteronline“ blitzartig aufwärts. Inzwischen arbeiten 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das weiter expandierende Unternehmen. Neben dem Hauptsitz der GmbH im Bonner Rheinhafen sowie einer Niederlassung in Bornheim existieren Schwestergesellschaften in Großbritannien und den USA. Finanziert durch Werbung sind die Webseite sowie eine entsprechende App in 33 Ländern und 28 Sprachen verfügbar.

Einfach, verständlich und informativ – so laute die Devise von „Wetteronline“, betonte Björn Goldhausen, der beim Geophysikalischen Beratungsdienst der Bundeswehr seine Ausbildung zum Meteorologen absolvierte. Als Grundlage dienen „wie bei allen anderen Anbietern auch“, Informationen des Deutschen Wetterdienstes. Dabei setzt das Unternehmen bei der „Verfeinerung dieser Rohdaten“ verstärkt auf „machine learning“, also künstlicher Intelligenz, die auch eine genauere Auflösung des Wettergeschehens ermögliche. „Da wird sich in den nächsten Jahren einiges tun, wir leisten da ein Stück Pionierarbeit“, erklärte Goldhausen. Besonders bei der brennenden Frage, wie sich das Wetter kurzfristig entwickele.

Das war beispielsweise auch beim vergangenen Extremwetter mit Überflutungen im Ahrtal und in NRW der Fall. Man habe eine Woche vorher bereits erkennen können, „da bahnt sich was an“ so Goldhausen, „wir wussten nur nicht wo“. Erst ein bis zwei Tage vorher sei klar gewesen, dass der Westen Deutschlands betroffen sein werde. Der Meteorologe gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass man den Klimawandel generell nicht für alle Katastrophen verantwortlich machen könne. Vieles sei menschengemacht, wie z.B. die Kiesgruben-und Talsperren-Problematik gezeigt habe. Wichtig vor allem eine Verbesserung der Kommunikation, denn „die Warnungen waren da“. Die Bevölkerung müsste künftig wissen, was Wettervorhersagen bedeuten und wie sie entsprechend handeln sollte, „das funktioniert in anderen Ländern bereits wesentlich besser“.

Zur Sprache kam in diesem Zusammenhang auch der verstärkte Einfluss von Wetterdaten auf Versicherungen und ob Wetterdaten künftig als automatisierende Auslöser für bestimmte Aktionen, wie Talsperren-Öffnungen, genutzt werden könnten. Goldhausen erklärte, dass dies theoretisch möglich und ein „spannendes Themenfeld“ der kommenden Jahre sei. Auch Wetterprognosen speziell für die Landwirtschaft könnten ein Markt der Zukunft sein. Eine Voraussetzung dafür sei allerdings geologisches Fachwissen hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit unterschiedlicher Regionen, erklärte Goldhausen, „das ist ein sehr komplexes Thema“.

Sogar etwas sonnigen Trost konnte Björn Goldhausen spenden. Der Sommer 2021 sei keineswegs so schlecht wie von vielen gefühlt und angenommen. Er sei nicht ungewöhnlich und alles in allem statistisch gesehen sogar sehr „durchschnittlich“. Der Regen habe der Natur gut getan. Und wie wird der Herbst? Da musste der Meteorologe allerdings passen. Es sei schon schwierig, das Wetter fünf Tage im Voraus zu bestimmen, gestand er schmunzelnd ein.

Monika Freitag-Doering

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