Bonner Begegnungen: Gespräch mit Barbara Löcherbach, Bonner Pressesprecherin

„Reden, reden, reden und erklären“

Barbara Löcherbach, Photo: Privat
Photo: Privat

Politik sei speziell auf kommunaler Ebene ein extrem kompliziertes Geschäft, stellte Barbara Löcherbach in ihren ersten Monaten als Pressesprecherin der Stadt Bonn fest. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) entstand zwischen ihr und den per Zoom zugeschalteten Kolleginnen und Kollegen ein lebendiger und vor allem offener Gedankenaustausch, für den BJV-Vorsitzender Lambert-Sebastian Gerstmeier sich am Ende herzlich bedankte.

Barbara Löcherbach eilte direkt aus dem noch tagenden Hauptausschuss herbei, in dem intensiv über die Situation der Ukraine-Flüchtlinge debattiert wurde. Trotz hoher Arbeitsbelastung, „eine Krise folgt der nächsten“, nahm sie sich die Zeit, Einblicke in ihre neue Tätigkeit zu vermitteln. Seit Juli 2021 ist sie Sprecherin der Stadt Bonn und damit auch Leiterin des Amtes für Presse, Protokoll und Öffentlichkeitsarbeit, dazu gehören u.a. Repräsentationsaufgaben, interne Kommunikation sowie Stadtmarketing. 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen ihr zur Seite. Die würden auch nötig gebraucht, denn es müssten viele schwierige Themen für die verschiedensten Medien bearbeitet werden. Beispielsweise der von der Stadt Bonn geplante Ausbau des Radwegs im Rheinauenpark in Beuel oder die ins Auge gefasste Seilbahn auf den Venusberg, an denen sich bereits viele Gemüter in der Bundesstadt erhitzten.

„Die Bürgerinnen und Bürger müssen nachvollziehen können, warum etwas getan wird“, betonte Barbara Löcherbach, die seit 28 Jahren Mitglied im DJV ist und bis kurz vor ihre Bonner Berufung auch im Vorstand des NRW-Landesverbandes aktiv war. Die Kunst dabei sei, Kritik ernst zu nehmen und Vorhaben von Politik und Verwaltung richtig zu vermitteln. Wenn zum Beispiel für ein Projekt Bäume gefällt werden sollen, wie beim Beueler Radweg erforderlich, müsse im Gegenzug auch über die Neupflanzungen von Bäumen informiert werden. „Man muss reden, reden, reden und erklären“, unterstrich sie. Anders als von außen oft empfunden, erlebe sie die Bonner Verwaltung außerdem als „freundlich, hilfsbereit und sehr engagiert“.

Auf die Frage, wie sie die Bonner Medienlandschaft erfahre, erklärte Barbara Löcherbach, dass man schon deutlich die geschwundene Vielfalt spüre, die der einzigen Tageszeitung vor Ort eine gewisse Machtposition verschaffe. Allerdings dürfe der Einfluss von WDR-Lokalzeit und Radio Bonn/Rhein-Sieg nicht unterschätzt werden. „Viele Menschen unter 50 haben außerdem kein Tageszeitungs-Abo mehr“ und seien hauptsächlich in den sozialen Medien unterwegs, betonte Barbara Löcherbach, die selbst bei der WAZ volontierte und viele Jahre lang in verschiedenen Ministerien der Düsseldorfer Landesregierung als Pressesprecherin tätig war. In 15 Jahren, so prognostiziert sie, werde eine „völlig neue Kommunikationslandschaft“ existieren.

Im Gegensatz zu DJV-Überlegungen, Printmedien staatlich zu unterstützen, ist Barbara Löcherbach jedoch strikt gegen solche Bestrebungen. „Politik muss sich aus Journalismus heraushalten“, äußerte sie dazu vehement, sie würde es als eine Gefahr sehen, wenn Politik in Medien investiere. Ihrer Ansicht nach liegt die Zukunft des Journalismus auch nicht vorrangig im Printbereich. Gerade jüngere Menschen wollten verstärkt Informationen online per Video. Diese Erkenntnis veranlasste die Bonner Pressesprecherin zum Beispiel dazu, über die umstrittenen Maßnahmen zum Beueler Radweg mit der Oberbürgermeisterin ein Informations-Video in der Rheinaue zu drehen, was erfolgreich online gestellt wurde und worüber auch die Tageszeitung berichtete.

Feststellen musste sie auch, dass sich der Umgang zwischen Medien und Pressestellen in den letzten Jahren sehr verändert hat. Zu ihrem Leidwesen werde z.B. kaum noch telefoniert, sondern nur noch schriftlich per Mail in Kontakt getreten. Gut 60, oft sehr detaillierte Anfragen pro Woche erhalte sie dabei allein von der örtlichen Tagespresse. Sie und ihr vorwiegend junges Team, darunter sieben Onliner, seien da sehr gefordert.

Und wie sind ihre Erfahrungen hinsichtlich der „katastrophalen“ Bonner Verkehrspolitik mit den unzähligen Baustellen? Dass Bonn eine „Stau-Stadt“ sei, halte sie schlicht für ein Märchen, antwortete Barbara Löcherbach lachend. Sie komme morgens schneller von ihrem Wohnsitz in Köln zu ihrem Arbeitsplatz in Bonn als zum Beispiel nach Düsseldorf.

Monika Freitag-Doering

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