Bonner Begegnungen: Zu Besuch bei BonnOrange

Steigende Müllberge, steigende Kosten

Was 1903 mit Pferd, Karren und Schippe beschaulich begann, wird heute mit High-Tech-Fahrzeugen und menschlicher Effizienz absolviert: Die Müllabfuhr. Einen eindrucksvollen Einblick in die umfangreiche Arbeit erhielten Kolleginnen und Kollegen der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) beim örtlichen Dienstleister „BonnOrange“. Deutlich wurde bei dieser Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Bonner Begegnungen“, dass das Unternehmen nicht nur intern neue, moderne Strukturen und Strategien sucht, sondern sich auch verstärkt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf den Weg begibt.

„Wir sind die Abfallsammler der Stadt“, betonte Joachim Peter. Der Geschäftsbereichsleiter für Technische Unterhaltung führte die BJV-Gruppe durch den Fuhrpark und erläuterte anschaulich die zahlreichen Aufgaben des 120jährigen Unternehmens, das 2013 vom „Amt für Abfallwirtschaft“ in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt wurde. 475 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Geschäftsbereichen Stadtreinigung, Abfallwirtschaft, Verwaltung sowie Werkstatt tätig, in der zentral alles, was bei den Ämtern der Stadt Bonn anfalle, repariert werde, „von der Feuerwehr bis zum Krankenwagen“.

Außer Plastik, für den ein anderes Unternehmen zuständig ist, entsorgt Bonn Orange u.a. Bio-Müll, Restmüll, Sperrmüll, Elektromüll sowie Papier und Kartonagen, die gerade in den letzten drei Corona-Jahren erheblich zugenommen haben. Daneben kümmert man sich um die Stadtreinigung (über 2700 Tonnen Abfall werden allein jährlich aus den 1940 städtischen Papierkörben, auf Straßen und wilden Müllkippen eingesammelt) und um den Winterdienst. Zu den zahlreichen Aufgaben gehören ebenfalls Sonderreinigungen nach Großveranstaltungen und von Straßenverschmutzungen wie Ölspuren und Laub. Eine Sisyphus-Arbeit, die sich tagtäglich bei Wind und Wetter wiederholt und nie aufhört.

Die Drei von der Bonner Müllabfuhr, von rechts: Joachim Peter, Sven Sadewasser, Richard Münz. Ganz links im Bild BJV-Vorsitzender Lambert-Sebastian Gerstmeier, dahinter BonnOrange-Pressesprecher Jérôme Lefévre. Photo: Erhard Schoppert-Moering
Die Drei von der Bonner Müllabfuhr, von rechts: Joachim Peter, Sven Sadewasser,
Richard Münz. Ganz links im Bild BJV-Vorsitzender Lambert-Sebastian Gerstmeier,
dahinter BonnOrange-Pressesprecher Jérôme Lefévre.
Photo: Erhard Schoppert-Moering

Im Anschluss an den informativen Rundgang standen die Vertreter des Unternehmens den Kolleginnen und Kollegen Rede und Antwort. Dabei wurde erneut klar, dass nicht nur die Müllberge stetig steigen, sondern auch die Kosten im Rahmen der Nachhaltigkeit und des Klimas. Sven Sadewasser, stellvertretender Vorstand zuständig für die Verwaltung, gab Einblicke in die Zukunfts-Strategie des Unternehmens. „Wir müssen bei nötigen Investitionen vordenken und diese gebührenverträglich machen“, betonte er. Viel Geld falle z.B. bei den Fahrzeugen an, die bis 2035 auf Elektro umgestellt werden sollen. Sorge bereiten dabei die deutschen Hersteller, die „viel zu teuer“ seien.

Kostet ein normaler Müllwagen jetzt gut 270 000 Euro, wären es bei einer Elektrifizierung rund 950 000 Euro, erklärte Joachim Peter dazu. Das seien bei momentan 173 Fahrzeugen, darunter 42 Abfallsammel-LKW und 32 Kehrmaschinen, mehr als 50 Millionen Euro. Hinzu komme eine notwendig gewordene Renovierung der Gebäude auf dem Gelände Lievelingsweg 110, die seit 1972 sprichwörtlich in die Jahre gekommen sind und nicht mehr zeitgemäßen Anforderungen entsprechen. Allein 300 000 Euro fallen jährlich für die Beheizung an, betonte Sadewasser.

Auch das Thema Müllvermeidung wurde im Rahmen des ausführlichen Gespräches angerissen. Auf die Frage, ob sich das Bewusstsein in der Bevölkerung hinsichtlich des produzierten Mülls verbessert habe, musste Vorstand Richard Münz, zuständig für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, den Kopf schütteln. Dies sei leider nicht der Fall. Deshalb werde die bereits vorhandene Abfallberatung weiter aufgestockt und Lehrkräften an den Schulen Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Außerdem gebe es neben anderen Sprachen jetzt auch Aufklärung auf Ukrainisch und das mit einer durchaus positiven Rückmeldung, „z.B. wenn erklärt wird, warum wir unseren Müll überhaupt trennen“.

Monika Freitag-Doering

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