Mitgliederversammlung 2024 der BJV

Die Bonner Journalistenvereinigung (BJV) lud für den 7. März 2024 zu ihrer Mitgliederversammlung in die Deutschen Welle ein. Unter anderem wurde eine neue Schatzmeisterin gewählt.
Anschließend gab es ein Gespräch mit Steffen Grimberg, Leiter KNA-Mediendienst: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Beschuss: Wann geht’s mal wieder ums Programm.“
Zu Gast waren Mika Beuster, DJV-Bundesvorsitzender sowie Volkmar Kah, DJV-NRW-Geschäftsführer.

Photos: Petra Reuter
Photos: Petra Reuter

Reformbedarf beim Rundfunk

Steffen Grimberg
Steffen Grimberg, Leiter KNA-Mediendienst

Wie hoch sind eigentlich die monatlichen Rundfunkgebühren? Eine Frage, auf die niemand so richtig die Antwort wusste. Gestellt wurde sie im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Bonner Journalistenvereinigung (BJV), die im Haus der Deutschen Welle stattfand. Der Medienjournalist Steffen Grimberg gab im Rahmen eines Gespräches zum Thema „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Beschuss: Wann geht’s mal wieder ums Programm?“ Einblicke in die derzeitigen Diskussionen um ARD und ZDF. Die Moderation übernahm Steffen Heinze, stv. BJV-Vorsitzender.

Lambert-Sebastian Gerstmeier
Lambert-Sebastian Gerstmeier, BJV-Vorsitzender

Zahlreiche Themen wurden während der langen, aber umso informativeren Sitzung behandelt, zu deren Beginn der BJV-Vorsitzende Lambert-Sebastian Gerstmeier zu einer Gedenkminute für die in den Kriegen gefallenen Kolleginnen und Kollegen aufrief. „Die kriegerischen Auseinandersetzungen beschäftigen uns derzeit immens“, betonte im Anschluss der neue DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster, der zusammen mit NRW-Geschäftsführer Volkmar Kah an der Sitzung teilnahm. Dieser erklärte u.a., dass Tarife und Tarifbindung in der Medienbranche das Hauptthema des Jahres sein werden.

Mika Beuster
Mika Beuster, DJV-Bundesvorsitzender

Wie ein roter Faden zog sich der Punkt Finanzen durch die Sitzung: Ob geplante Erhöhung des DJV-Regelbeitrages von EUR 36,00 auf EUR 37,50, die Überlegung, den Gewerkschaftstag aus Kostengründen (gut EUR 25 000) nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen oder eine Beitragsabführung an die Ortsvereine, die sich künftig an deren Vermögen orientieren soll. Dazu passte der Antrag eines BJV-Mitgliedes, die DJV-Beitragsbemessungsgrenze für Rentnerinnen und Rentner mit geringem Einkommen neu zu überdenken. Ein weiterer Antrag befasste sich mit der Ausstellung eines Mitgliedsausweises für Rentnerinnen und Rentner, die finanziell darauf angewiesen sind, weiter journalistisch tätig zu sein. Gewählt wurde außerdem eine neue Schatzmeisterin. Die freie Journalistin Petra Reuter ersetzt Erhard Schoppert-Moering, der jedoch weiterhin als Beisitzer im BJV-Vorstand bleibt.

Volkmar Kah
Volkmar Kah, Geschäftsführer DJV-NRW

Auch beim Öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) spielt das Thema Geld momentan eine gravierende Rolle. Der renommierte Medien-Journalist Steffen Grimberg, u.a. ehemaliger ARD-Sprecher und seit 2023 Leiter des KNA-Mediendienstes, informierte anschaulich über die politischen wie internen Querelen und Schwierigkeiten, die den ÖRR derzeit plagen. So habe die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) kürzlich eine Erhöhung der Gebühren um 58 Cent von derzeit EUR 18,36 auf EUR 18,94 vorgeschlagen. „Die Anstalten wollen natürlich immer mehr“, betonte er. Dabei bemängelte er deren Unfähigkeit, einmal richtig aufzuzeigen, was die „Menschen alles für diesen Beitrag geboten bekommen“, denn das „ist ein großer Schatz“.

Steffen Heinze
Steffen Heinze, stv. BJV-Vorsitzender,
moderiert das Gespräch mit Steffen Grimberg

Die Sender seien momentan zu sehr mit sich selbst beschäftigt, und es fehle eine einheitliche Linie, kritisierte Grimberg. Die Entlassung der RBB-Intendantin Patricia Schlesinger sei alles andere als vergessen. Durch diesen Vorgang und seine Hintergründe sei aber auch klar geworden, dass ein Reformbedarf bestehe und das nicht nur im Rahmen der Intendanten-Gehälter, sondern auch hinsichtlich des Verwaltungs- und Abrechnungssystems sowie des technischen Produktionsbetriebes.

Zu befürchten sei allerdings, dass durch die geforderten Sparpläne der Spielraum für die Kreativität unter Beschuss gerate, und viele freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „die das Programm stemmen“, mit die ersten Betroffenen des Abbaus von Arbeitsplätzen sein könnten, führte Steffen Grimberg, der auch Vorsitzender des DJV Berlin-JVBB ist, aus. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft des ÖRR wünsche, antwortete der Medien-Experte „ein System, das gelernt hat, sich zu wehren“ statt mit Empfindlichkeiten auf Kritik zu reagieren.

Von Monika Freitag-Doering

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