Was kann ich und was will ich
Positiv denken, zielgerichtet Qualifikationsdefizite beheben, klare Vorstellungen haben und Engagement zeigen – so lautete u.a. das Fazit einer Veranstaltung, die sich mit den Berufschancen von Journalistinnen und Journalisten über 50 befasste. Die Bonner Journalistenvereinigung (BJV) setzte sich per Videokonferenz mit diesem nicht einfachen Thema auseinander, das im Vorfeld von BJV-Mitglied Heinz Stüwe angeregt worden war. Der 68jährige, ehemalige Wirtschaftsjournalist führte durch das stark frequentierte Gespräch, das zwar keine Lösungen, dafür aber einige Anregungen bot.
Der Arbeitsmarkt werde sich aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren zugunsten der älteren Menschen ändern, prognostizierte Dr. Daniel Carstensen, Arbeitsvermittler aus dem Team Akademische Berufe der Agentur für Arbeit in Bonn, seit drei Jahren zuständig für Journalistinnen und Journalisten. Er stand zusammen mit Ulrich Schuhmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Schuhmann Personalberatung in Köln, Rede und Antwort. Wichtig sei vor allem eine Selbstanalyse nach dem Motto „was bringe ich fachlich mit, was kann ich und was will ich“, erklärte Dr. Carstensen.
Beide Arbeitsmarkt-Experten unterstrichen die Notwendigkeit, sich hinsichtlich digitaler Kompetenz und künstlicher Intelligenz (KI) weiterzubilden. Egal in welchem Alter man sei, damit müsse man sich beschäftigen, „da sind die Jüngeren nicht besser dran als wie die alten Hasen“. Vieles würde sich inhaltlich im Journalismus durch das Einsetzen der KI verändern. Er sehe auf Dauer aber keinen negativen Effekt bezüglich der Jobs, denn „in der KI liegen auch Chancen“, betonte Ulrich Schuhmann, dessen Personalberatung sich auf Kommunikationsberufe spezialisiert hat.
Er plädierte außerdem dafür, sich bei Bewerbungen nicht unter Wert zu verkaufen. Nur wenn es das Jobangebot verlange, sollte man Kompromissbereitschaft mitbringen und glaubwürdig begründen, warum und weshalb man darauf eingehe. Ulrich Schuhmann gab außerdem den Rat, sich ein gut „gepflegtes“ LinkedIn-Profil anzuschaffen, und dieses mit entsprechenden Schlagworten der eigenen Kenntnisse und Kompetenzen zu versehen. Unternehmen würden mit Hilfe solcher Stichworte oft neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen suchen. Er empfahl ebenfalls, sich über ein infrage kommendes Unternehmen genauestens zu informieren. Aufgrund dieser Recherchen könnten Ältere in späteren Gesprächen einen großen Vorteil gegenüber den Jüngeren haben.
Monika Freitag-Doering