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  • 2025 - Ein „Puppenhaus“ für die Kunst - Zu Besuch in der Bundeskunsthalle

Ein „Puppenhaus“ für die Kunst

vlnr: Sven Bergmann, Oliver Hölken; Foto: Alexandra Bartschat
vlnr: Sven Bergmann, Oliver Hölken; Foto: Alexandra Bartschat

Ein Luftschutzbunker in der Bonner Kunsthalle? Dieses Kuriosum setzte die Mitglieder der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) erst einmal in Erstaunen. Im Rahmen des diesjährigen BJV-Sommerfestes konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinter die Kulissen dieses einst von Helmut Kohl initiierten Gebäudes blicken, das vor 33 Jahren eröffnet wurde. Durch sonst für Besucher verschlossene Räume führten der kaufmännische Geschäftsführer, Oliver Hölken, sowie Pressesprecher Sven Bergmann.

Gedacht war die Bundeskunsthalle zu Repräsentationszwecken der damals noch in Bonn ansässigen Bundesregierung. Helmut Kohl wollte u.a. Pressekonferenzen dort abhalten, deshalb existieren im 650 Personen fassenden Saal des Forums auch Dolmetscherkabinen. Doch die Geschichte hatte anderes im Sinn. Denn während der Bauzeit „kam die Bundesregierung abhanden“, betonte Oliver Hölken mit einem Schmunzeln. Sie zog nach dem Fall der Mauer nach Berlin. Wie das ebenfalls von Helmut Kohl veranlasste „Haus der Geschichte“ wurde die Bundeskunsthalle dennoch 1992 fertiggestellt und stellt heute „ein Geschenk für Bonn“ dar, was von der Stadt viel zu wenig hervorgehoben werde, unterstrich Hölken.

Er erklärte außerdem, dass die Bundeskunsthalle kein Museum mit einer eigenen Kunstsammlung sei, sondern eine GmbH mit rund 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir sind ein Haus für alles“, in dem neben den Ausstellungen mit geliehener Kunst jährlich gut 200 zusätzliche Veranstaltungen, vom Konzert bis zum Workshop, angeboten werden. Das jährliche Budget vom Bund beläuft sich auf rund 20 Millionen Euro. Auf die Frage, ob die Zuschüsse gefährdet seien, betonte Hölken, es gebe zwar noch keine Kürzungen, aber man habe auch seit Jahren keine Steigerungen erlebt. Nicht nur deshalb versuche man, nachhaltig zu agieren und wenn möglich, Dinge wieder zu verwerten. Darauf angesprochen unterstrich er außerdem, dass es keinerlei Vorgaben von Seiten der Bundesregierung gebe und auch inhaltlich bisher kein Einfluss genommen wurde. Das letzte Wort bei geplanten Ausstellungen und deren Aufbau habe immer die Intendantin Dr. Eva Kraus, mit der Oliver Hölken eine Führungs-Doppelspitze bildet. Er erwähnte in diesem Zusammenhang eine Ausstellung über den Regisseur Wim Wenders, die ab August 2025 stattfindet.

Der Anlieferungsbereich im gesichterten Trakt, Foto: Alexandra Bartschat
Der Anlieferungsbereich im gesichterten Trakt,
Foto: Alexandra Bartschat

Besichtigt wurde beim Gang durch die Bundeskunsthalle außerdem der „Hochsicherheitstrakt“, in dem die Kunst angeliefert wird, die im Hause befindlichen drei Wohnungen, in denen das Begleitpersonal der Museen unterkommt, das die geliehenen Kunstwerke für die Zeit des Aufbaus im Auge behält sowie die Bundeskunsthalle im Mini-Format, einem „Puppenhaus“ ähnelnd, in dem die Platzierungen der Kunstobjekte ausprobiert werden. Oliver Hölken beobachtete außerdem, dass im Gegensatz zu früher die Pressearbeit merklich gesunken sei, es speziell auf lokaler Ebene weniger Kulturberichterstattung gebe. Und auch die Aufenthaltsdauer in der Kunsthalle werde immer kürzer. Besonders auffallend sei dies bei jungen Besuchern wie Schülern, „90-Minuten-Führungen laufen da gar nicht mehr“.

Nach vielen interessanten Informationen und Einblicken verlagerte sich der gemütliche Teil des BJV-Sommerfestes dann ins in der Bundeskunsthalle ansässige Restaurant Gustav. Dort gaben Stefan Lenz, Stv. DJV-NRW-Landesvorsitzender, und der BJV-Vorsitzende Lambert-Sebastian Gerstmeier noch einen kurzen Ein- und Rückblick in die DJV-Aktivitäten, bevor es endlich hieß „das Buffet ist eröffnet“.

Monika Freitag-Doering

Impressionen

Fotos: Alexandra Bartschat.

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