Bonner Journalisten informierten über Dumping-Honorare des General-Anzeigers

Erfolgreiche Aktion in der Innenstadt

Mitglieder der Bonner Journalistenvereinigung (BJV) haben am Samstag, 25. Februar 2012, in der Bonner Innenstadt erfolgreich auf die Niedrig-Honorare des Bonner General-Anzeigers aufmerksam gemacht. Sie verteilten ein eigens für die Aktion produziertes Extrablatt mit dem Titel „Spar-Anzeiger“ und der Schlagzeile „Honorare auf Hartz-IV-Niveau“. An der Aktion beteiligten sich auch Vertreterinnen und Vertreter des DJV-Bundesverbandes sowie des DJV-NRW.

Hintergrund ist, dass der Bonner General-Anzeiger sich nicht an die Gemeinsamen Vergütungsregeln hält, die seit zwei Jahren in Kraft sind. DJV und ver.di haben mit den Verlegern von Tageszeitungen angemessene Honorare für Artikel hauptberuflicher Freier ausgehandelt. Auch der General-Anzeiger hat diesen Mindestvergütungen zugestimmt – doch er zahlt sie seinen freien Mitarbeitern nicht. Bestens qualifizierte und hoch motivierte Journalistinnen und Journalisten, die für eine der Lokalredaktionen auf Achse sind, verdienen mit wenigen Cent pro Druckzeile im Monat oft weniger als den Hartz-IV-Regelsatz.

„Ausgezogen bis aufs letzte Hemd“

Das ist in der Branche bekannt, doch die Öffentlichkeit, die Leserinnen und Leser, wissen meist nichts davon. Deswegen positionierten sich die Journalistinnen und Journalisten mit einem Infostand und auffällig grünen Bannern der Kampagne für faire Honorare gegenüber einer Geschäftsstelle des Bonner General-Anzeigers. Zusätzlicher Blickfang auf dem Boden war eine mehrere Quadratmeter große Plane, auf welcher der nackte Oberkörper eines jungen Mannes prangte – „Ausgezogen bis aufs letzte Hemd“ lautete der Slogan dazu.

Den doppelseitig bedruckten „Spar-Anzeiger“ in der Hand, blieben viele Passanten auch auf ein Gespräch stehen. Gerade die Leserinnen und Leser des General-Anzeigers unter ihnen zeigten sich überrascht bis empört angesichts der miserablen Bedingungen für freie Mitarbeiter ihrer Lokalzeitung. „Ich wusste ja gar nicht, dass die so schlecht bezahlt werden“, sagte eine Dame, die das Blatt schon seit 40 Jahren liest. Doch sie fügte hinzu: „In letzter Zeit hätte ich die Zeitung wegen der vielen Fehler ja schon manchmal zurückgeben wollen.“

„Qualität kostet eben Geld“

Mancher Passant nahm sich auch die Zeit, auf weißen Papierbögen am Infostand seine Kritik aufzuschreiben, unter der Rubrik „Was Sie dem General-Anzeiger schon immer einmal sagen wollten“.

  • Die einen störten sich an mangelnder Sorgfalt: „Warum ist ein Artikel gleich zweimal in einer Ausgabe?“, „Schade, dass immer mehr Flüchtigkeitsfehler bzw. falsche Bildunterschriften auftreten. Wo sind die Lektoren?
  • Anderen fehlten wichtige Themen in der Berichterstattung. Es sei ja schön und gut, dass der General-Anzeiger den Skandal um das World Conference Center Bonn (WCCB) in einer Serie begleite – in den Jahren der Planung und des Bauanfangs aber habe man kritische Berichterstattung vermisst.
  • Die Äußerungen der Passanten zeigten, dass ihnen umfassende Informationen durchaus etwas wert sind. So notierte ein Herr: „Eine gute Lokalzeitung würde ich gerne abonnieren und einen angemessenen Preis bezahlen. Qualität kostet eben Geld. Der GA – so wie er ist: konservativ, bieder, boulevardmäßig – kommt für mich nicht in Frage.“
  • Welche Konsequenzen es hat, wenn professionelle Journalisten fehlen oder überlastet sind, fasste ein Abonnent in Worte: „Die Qualität wird immer schlechter. Ich erwäge Abbestellung.“


Die Bonner Journalistenvereinigung plant, die Botschaften der Bürgerinnen und Bürger der Verlagsleitung des General-Anzeigers zu übergeben.

Barbara Buchholz

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